Ein Artikel einer 9.-Klässlerin im Schuljahr 2014/2015
Ich gehe in die 9. Klasse der Realschule und wie sicher die meisten wissen dürften, gibt es in dieser Jahrgangsstufe eine Woche, in der man ein Pflichtpraktikum belegen muss. Ob man als Praktikant nur die „Kopiermaus“ ist, oder ob die Praktikumswoche einen wirklich in der Berufsentscheidung weiterbringt, das möchte ich euch anhand meiner eigenen Erfahrung berichten…
Mein Praktikumsplatz für eine Woche in der 9. Klasse war in einem Fotostudio zum Beruf „Fotografin“. Von vorn herein fühlte ich mich sehr wohl und gut aufgenommen, da ich zuvor schon mit dem Chef und seiner Frau, die dort auch tätig war, gesprochen hatte und sie mir da schon sehr sympathisch waren.
Positiver Einblick
Am ersten Tag waren nur die Beiden da. Mir wurde zunächst gezeigt, was in der Früh alles zu erledigen ist, danach bekam ich eine interessante Einführung in den Computer und verschiedene wichtige Programme zur Bildbearbeitung, mit denen ich im späteren Verlauf auch Fotos bearbeiten durfte. Im Laufe der Woche wurde ich immer selbstständiger und durfte am Ende von Kunden sogar alleine Passbilder machen!
Mittwoch war allerdings der beste Tag der Praktikumswoche. An diesem bin ich mit dem Fotografen in den Wohnort meiner Freundin gefahren, wir haben sie eingepackt und einen schönen Platz auf einem Feld mit einer Hütte gesucht und gefunden. Dort bekam ich eine spezielle, sehr teure Kamera in die Hand gedrückt und durfte selbstständig Bilder von ihr machen, die wir im Nachhinein auch gemeinsam bearbeitet haben. Während der Aufnahmen bekam ich tollte Tipps und Erklärungen, wie meine Freundin sich verschieden positionieren könnte, damit der Lichteinfluss, Kontraste, Schatten und so weiter gut in Szene gesetzt werden.
Toll an der ganzen Woche war, dass ich oft selbstständig arbeiten durfte und einen echten Einblick in den Beruf der Fotografin gewinnen konnte.
Die Schattenseiten des Berufs
Dabei wurde mir aber auch die Schattenseite des Fotografenlebens deutlich: Leider war es oft ziemlich langweilig, da man meist stundenlang herumsaß, nichts tat und auf Kunden wartete. Denn ohne Kunden keine Fotos und demnach keine Arbeit!
Auch ein anderes Problem, das sich wohl in jedem Berufszweig auftun kann, ist das Auskommen mit den Kollegen: Es gab in meinem Fotostudio noch zwei andere Mitarbeiterinnen. Mit der einen von beiden kam ich sehr gut klar, leider aber mit der anderen überhaupt nicht. Ständig ließ sie ihre Launen an mir aus, kritisierte mich für Dinge, die ich noch gar nicht wissen konnte und gab mir Aufgaben wie den Müll wegbringen. Aus ihrer Sicht war ich wohl nur eine Aushilfe für die Sachen, auf die sie persönlich keine Lust hatte.
Obwohl mein Chef mich dazu ermuntert hat, bei allem zuzusehen und die Arbeit der anderen nachzuverfolgen, durfte ich es gar nicht erst wagen, dies bei ihr zu tun. Ich habe daraus gelernt, dass das Wohlfühlen oder Nichtwohlfühlen in einer Firma nicht nur von der richtigen Berufsentscheidung abhängt, sondern auch zu einem großen Teil von den Menschen, die dort mit einem arbeiten.
Mein Fazit
Durch das Praktikum wurde mir schließlich klar, dass der Beruf der Fotografin leider nicht mein Leben sein wird. Jetzt weiß ich, dass ich auf jeden Fall einen Beruf ohne Computer und lieber etwas Handwerkliches ausüben möchte, bei dem nicht so viel Leerlauf existiert, wenn man zum Beispiel gerade keine Kunden hat. Ich werde in den Sommerferien noch weitere Praktika machen und vielleicht wird ja etwas dabei sein, was mich wirklich anspricht.
Ich glaube, dass Praktika einem wirklich bei der Berufsfindung helfen können. Vorausgesetzt natürlich, die Chefs und auch die Mitarbeiter der Praktikumsstelle geben einem die Möglichkeit, wirklich mitzuarbeiten und schicken einen nicht nur zum Müll wegbringen oder zum Kopieren.