Ein Artikel von Sandra Schmerold
Indien ist eines der bevölkerungsstärksten Länder der Welt. Hier müssen täglich mehrere Millionen Schüler aus verschiedenen Nationen zum Unterricht antreten. Warum macht der Buchstabe A viele Schüler glücklich? Oder warum ist das Schulessen rein vegetarisch? Hier findet ihr die Antworten auf diese und viele weitere Fragen zum Thema „das Schulsystem in Indien“.
Laut indischem Gesetz müssen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren zur Schule gehen. Der Schulbesuch ist für sie kostenlos. Da aber viele Kinder und Jugendliche ihren Eltern bei der Arbeit helfen müssen, können die meisten gar nicht oder nur abends diese Plicht wahrnehmen, berichtet die 13-jährige Navkiran aus Delhi, mit der ich in Kontakt stehe. Daher können 37% der Bevölkerung nicht lesen und schreiben. Wenn in Deutschland ein Kind des Öfteren nicht zum täglichen Unterricht erscheint ohne entschuldigt zu sein, wird im Normalfall die Polizei verständigt, in Indien jedoch gibt es zu viele Schüler, als dass man das kontrollieren könnte.
Schulen auf dem Land sind oft sehr abgelegen. Deshalb ist es auch sehr schwierig Lehrer zu finden, die diesen Beruf ausüben können. Oftmals ist der Schulweg auch viel zu lang und gefährlich, da die Schüler manchmal über Berge oder Schluchten klettern müssen, um in die Schule zu gehen.
Das Schulsystem
Die Grundschule geht in Indien von der 1. bis zur 5. Jahrgangsstufe, danach folgt die Mittelschule von der 6. Bis zur 8. Klasse. Die High School umfasst die Klassen 9-11 und endet mit dem High School Abschluss. Dieser ist vergleichbar mit unserem Abitur. Danach folgt das Studium an der Universität. Dieses ist freiwillig.
Die Noten
Die Schulnoten wurden von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien übernommen. Auf der Mittelschule gibt es die Noten von A* bis F, A ist die beste Note, mit der Note F wie „failed“ ist man durchgefallen. In der 11. Klasse wird in Zahlen benotet: 7 ist dabei die beste Note, 1 die schlechteste. Um das Schuljahr zu schaffen, muss man mindestens eine 3 haben.
Die Kleidung
Im Gegensatz zu Deutschland gilt in Indien Schuluniformpflicht. Die Schuluniform ist blau-weiß, durch sie soll ein Gemeinschaftsgefühl hervorgerufen werden, da alle Schüler dieselbe Uniform tragen. So entfällt auch die Frage, die sich tausende Schüler hierzulande jeden Morgen stellen: „Was ziehe ich heute an?“
Der Morgenappel und das Fachraumprinzip
Oft beginnt bei indischen Schülern der Tag um 5 Uhr morgens, weil der Schulweg so lang ist und geht bis circa 16 Uhr am Nachmittag (dies variiert von Schule zu Schule).
Dabei fängt der Tag dort nicht etwa mit Mathe oder Englisch, sondern mit dem Morgenappell an. Hier müssen alle Kinder während einer Rede am Morgen dem Direktor zuhören. Dies soll die Schüler zu einem konzentrierten Lernen motivieren. Nach der Ansprache des Direktors beginnt dann der Unterricht. Wir in Deutschland müssen meist nicht den Unterrichtsraum wechseln, in Indien jedoch hat jedes Fach einen eigenen Raum, das heißt, nicht die Lehrer wandern umher, sondern die Schüler. Dieses „Fachraumprinzip“ soll ein besseres Eintauchen in die Fächer ermöglichen. In den jeweiligen Fachräumen ist alles vorhanden, z.B. In Erdkunde: Atlanten, Landkarten oder auch Globen.
High – Tech im Klassenzimmer
Ab der 6. Klasse wird fast ausschließlich nur noch der Laptop benutzt. High Tech beginnt hier früh, so sollen die Kinder auf das spätere Berufsleben vorbereitet werden. Hierbei hat jeder seinen eigenen Laptop, so wie in Deutschland jeder sein eigenes Heft hat.
„Endlich Pause!“ Diesen Satz sagen nicht nur die deutschen Schüler gerne. In Indien essen Lehrer und Schüler gemeinsam in der Cafeteria. So soll Transparenz und eine relativ flache Hierarchie gebildet werden. Alle Beteiligten sollen sich sozusagen „auf Augenhöhe“ begegnen. Die Speisen sind rein vegetarisch, das ist indische Tradition.
Nach der Schule jammern wir Schüler meist über die Hausaufgaben, die in Deutschland circa eine halbe Stunde bis Stunde beanspruchen, in Indien jedoch können die Hausaufgaben schon mal mehrere Stunden dauern.
Trotz Allem mögen die Schüler die Schule. Die 13 – jährige Navkiran aus Delhi, mit der ich seit Monaten per Whats App in Kontakt stehe und die für diesen Artikel zahlreiche Informationen lieferte, schreibt: „I like my school and I like my teachers too.”