Ich und meine Chaosklasse

Meine Klasse wird unter Eingeweihten oft als „Die Chaosklasse“ bezeichnet. Manche meinen jetzt, darauf sind wir stolz… Aber wenn du denkst, so eine Klasse zu haben ist stets witzig oder lustig, oder gar ein Grund stolz zu sein, hast du dich getäuscht!
Lies jetzt den Artikel einer Chaosklassenschülerin und bilde dir selbst ein Urteil…

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So ist es in Realität:

“Achtung, duckt euch!!!!!!”, ruft Dieter. Und schon wirft er den Bleistift aus dem geöffneten Fenster.

Ein paar Schüler schauen zu, grölen, andere fragen, was passiert ist, auf jeden Fall ist die altbekannte, vertraute und meist herrschende Unruhe wieder da…

Als dann die meisten wissen, dass Dieter in einem Anflug von Langeweile an seinen Wurf-Fähigkeiten gearbeitet hat, fangen sie an zu lachen- unüberhörbar!

Natürlich dreht sich jetzt der bisher unbeteiligte und in die Tafel vertiefte Lehrer um und fragt grimmig und mit „leicht“ genervter, hysterischer Stimme (es ist nicht die erste Störung der Stunde heute), was denn bitte so lustig sei?!

DAS war ein Fehler, in die Klasse zu fragen und keinen direkt anzusprechen, denn jetzt fühlen sich ALLE angesprochen und rufen durcheinander, da jeder selbst erklären will- man ist ja schließlich hilfsbereit gegenüber Lehrkräften…

Das Ganze spielt sich kurz vor Unterrichtsende ab und da wir wegen dem “Vorfall” (und den „Vorfällen“ vor diesem „Vorfall“) Zeit verplempert haben, gibt es nun mehr Hausaufgaben. VIEL mehr Hausaufgaben.

Tja und sowas jeden Tag zu haben, ist echt nicht schön sondern sehr lästig. Zumal sich die „Vorfälle“ und daraus folgende Zusatzhausaufgaben nicht nur auf den oben genannten Lehrer beschränken…

Mitschüler leiden

Aber es geht ja nicht nur um die Hausaufgaben, die man doppelt oder dreifach machen muss. In Chaosklassen wie der unseren geht es oft manchen Mitschülern sehr schlecht. Sie leiden psychisch darunter, schlafen immer schlechter, essen nichts mehr und können sich nicht mehr konzentrieren.

„Jetzt übertreibt sie aber!“, denkt ihr? Das tue ich nicht, denn stellt euch vor, trotz all dem Spaß im ersten Moment versteht sich von selbst, dass man vom Unterricht nicht mehr viel mitbekommt. Welche Noten hierbei entstehen, könnt ihr euch denken und welche Probleme das mit sich bringt, ebenso…

Um in Erfahrung zu bringen, wie andere darüber denken und sich fühlen, habe ich Mitschüler befragt. Zwei der Interviews möchte ich euch an dieser Stelle aufschreiben.

Interview mit Malou (Name von der Redaktion geändert):

ICH: “Liebe Malou, wie fühlst du dich in deiner Klasse?”

MALOU: “Naja, es kommt drauf an. Es ist oft viel zu laut und ich bekomme ständig Kopfschmerzen davon. Aber dort sind viele Freunde, mit denen ich mich gut verstehe und nie alleine bin.”

ICH: “Und was stört dich an der Chaosklasse sonst noch neben der Lautstärke?”

MALOU: “Man wird z.B. mit Kleber beworfen oder mit Besen gejagt und muss ständig auf seine Sachen aufpassen, sonst sind sie weg.”

ICH: “Würdest du so eine Klasse weiterempfehlen?”

MALOU: “Nein, weil wenn du gut in der Schule sein möchtest, hast du keine Chance. Es ist zwar oft lustig, aber die Störungen nerven auf Dauer! Außerdem ist es echt anstrengend, ständig auf der Hut sein zu müssen, dass du am Ende des Schultages auch mit allen Sachen nach Hause kommst, die du am Morgen noch hattest.“

Als Nächstes habe ich mich mit Dieter unterhalten (Name von der Redaktion geändert):

ICH: “Hallo Dieter, wie fühlst du dich in der Klasse?”

DIETER: “Ich fühle mich nicht wohl, weil alle nur tun was wollen!”

ICH: “Weswegen stört dich das?”

DIETER: “Es nervt einfach, dass jeder sein eigenes Ding durchzieht. Obwohl ich zugeben muss, dass auch ich zu denen dazugehöre, die dauernd Mist machen.“

ICH: “Würdest du deine Klasse weiterempfehlen?”

DIETER: “Nein.“

Interessanterweise fühlt sich Dieter, der selbst meist Verursacher der Störungen und Urheber der verschwundenen Sachen ist, auch nicht wohl! Warum er sich dennoch so verhält, konnte er mir nicht erklären.

Ich hoffe einfach, dass sich meine Klasse irgendwie bessert, weil ich mich immer unwohler darin fühle. WIE das allerdings gehen soll, tja, darüber denken ich und einige andere meiner Mitschüler schon seit Wochen nach. Die Lösung haben wir noch nicht gefunden…