Einfach MÄRCHENhaft…

Unterricht muss nicht immer aus Rechtschreibung und Grammatik bestehen! Es geht auch anders- märchenhaft einfach! Lest selbst, wie Perrin in eine üble Lage mit dem bösen Zauberer Mandragor gerät und was es mit einem einzigen Wort auf sich hat, das alles ändert…Die Aufgabe: “Erstelle ein Märchen!” Nicht einfach, aber machbar! So machten sich 27 Schülerinnen und Schüler der 5b ans Werk und schrieben was das Zeug hält. Ein ganz besonderes Mächrchen kam von unserem Yannis, das wir euch nicht vorenthatlen wollen…

 

Die drei Rätsel

 

Es war einmal vor langer Zeit, als Perrin, ein Bauersjunge, an einem kalten Wintertag von seiner Mutter zum Holzsuchen in den Wald geschickt wurde. Er arbeitete hart, weil es so bitterkalt war und freute sich, als sein Holzschlitten schon nach kurzer Zeit voll war. Auf dem Rückweg zum haus seiner Mutter stieß plötzlich ein Blitz krachend vom Himmel herab und der Junge erschrak fürchterlich, als ein großer, grauhaariger Mann aus dem seltsam knisternden Blitz trat.

Der Blitz verschwand, sobald der in einen schwarzen Mantel gehüllte Mann vor den Jungen trat und ihn finster musterte. „Das kann nur ein Hexer sein!“, dachte Perrin bei sich und schluckte nervös. Stotternd fragte er: „W-we-wer s-seid Ihr, m-mein Herr?“

Dieser grummelte etwas vor sich hin, strich nachdenklich über seinen langen Bart und nickte grimmig. „Man nennt mich Mandragor, den Zauberer und du kommst mit!“, donnerte er mit tiefer Stimme. Er wirbelte seinen Umhang über den erschreckten Perrin und wieder zuckte ein Blitz durch den Winterwald.

Als der magische Blitz sich auflöste, waren auch die beiden Gestalten spurlos im Nichts verschwunden.

Nachdem nun ihr Sohn nach zwei Stunden immer noch nicht zurückkehrte, begann sich die Mutter zu sorgen und folgte den bereits verwehten Schneespuren in den Wald. Als sie schließlich Perrins Holzschlitten fand, war sie zutiefst beunruhigt. Denn die Spuren ihres Sohnes führten ins Nichts! Doch sie fand eine andere viel größere Fußspur und eine Stelle geschmolzenen Schnees als wäre dort etwas eingeschlagen. Dazu noch die magische Aufladung in der Luft, das konnte nur bedeuten: Perrin war etwas zugestoßen. Der einzige Magier im Umkreis jedoch war der böse Zauberer Mandragor, der im dunklen Turm wohnte.

So machte sich die Mutter entschlossen auf die Suche nach ihrem Sohn. Als sie am dunklen Turm ankam, brach bereits die Nacht übers Land herein. Sie klopfte dreimal an die Tür.

„Wer wagt es?“, dröhnte die Stimme Mandragors durch den unheimlichen Turm. Auf magische Weise öffnete sich die Tür und der Zauberer stand vor der zitternden Mutter.

Diese antwortete: „Guten Abend, mein Herr! Ich will nicht stören, aber ich suche nach meinem Sohn Perrin. Ihr wisst nicht zufällig, wo er sein könnte?“

Sie blickte zu ihm auf, als der große Zauberer sie anfuhr: „Frau, dein Sohn ist nun Diener und kommt nicht mehr zurück!“

Die arme Bauersfrau schlug die Hände zusammen und begann zu weinen. „Aber ohne ihn werde ich verhungern und erfrieren! Er ist doch mein Sohn und noch viel zu jung, um Euch zu dienen!“ Sie fiel auf die Knie und flehte den Zauberer an, Gnade zu zeigen. „Habt Erbarmen und gebt mir meinen Jungen zurück!“

Mandragor strich sich über seinen Bart und dachte, dieser dummen Bauersfrau würde er es schon zeigen. Verschlagen grinsend nickte er ihr zu. „Nun gut, Frau. Unter einer Bedingung: Du musst drei Rätsel lösen, oder dein Sohn gehört mir und du siehst ihn nie wieder!“

Die Bauersfrau bejahte den Vorschlag hoffnungsvoll. Also sprach der Zauberer: „Nun gut, hier das erste Rätsel: Was fliegt, wenn es geboren wurde, liegt, wenn es lebt und fließt, wenn es gestorben ist?“

„Oh je“, dachte die Mutter bang, „das schaffe ich nie!“ Doch sie nickte tapfer und grübelte, was das wohl sein könnte? Verzweifelt sah sie sich um und hoffte auf irgendeine Hilfe. Da fing es wieder an zu schneien und die Bauersfrau beobachtete die Schneeflocken, wie sie zur Erde fielen. Sie rief: „Ich hab’s! Schnee! Es ist eine Schneeflocke, die geboren wird und vom Himmel fliegt, auf dem Erdboden liegen bleibt und wenn es taut, zu Wasser zerfließt!“. Lächelnd sah sie zum Zauberer auf. Der grummelte: „Stimmt!“ – „Dreimal verdammt“, dachte er zornig, „die dumme Frau hat es erraten. Doch mein Diener bleibt bei mir! Das Rätsel war zu leicht! Das nächste wird sie niemals erraten!“

„Nun gut, hier das nächste: Füttere mich und das gibt mir Leben. Aber gibst du mir Wasser, so sterbe ich!“ Zufrieden verschränkte er die Arme. „Das wird sie nicht lösen und der Bursche ist mein!“

Frierend dachte die Mutter nach. „Ein schönes Feuer wäre jetzt recht, es ist eisig kalt!“, schoss es ihr durch den Kopf. Und im nächsten Moment kam ihr die Lösung. „Ja, das ist es! Feuer – es ist das Feuer! Füttert man es mit Holz, so lebt es auf und prasselt munter im Kamin. Doch mit Wasser verlischt es!“ Wieder sah sie lächelnd zum Zauberer hoch, der immer wütender wurde.

„Dann das letzte Rätsel, Frau!“, tönte Mandragors barsche Stimme durch die Nacht. „Ich existiere nur, wenn es Licht gibt, aber direktes Licht tötet mich! Was bin ich? Und überlege gut, sonst gehört dein Sohn mir!“

Grübelnd blickte die Bauersfrau zu Boden und zermarterte sich den Kopf. Doch ihr wollte nichts einfallen. Alles was sie kannte, lebte und gedieh durch das Sonnenlicht. Jede Pflanze, jedes Tier und auch die Menschen brauchten die Sonne. Was also könnte durch das Licht sterben? Sie bekam es mit der Angst zu tun. Oh nein, sie würde ihren Sohn nie wieder sehen! Sie durfte nicht versagen.

Verzweifelt schaute sie sich um, suchte nach einem Hinweis. Ihr Blick fiel auf den unruhig flackernden Schein der Fackel und den riesigen Schatten des Zauberers – da kam ihr der Geistesblitz. „Schatten“, jubelte sie glücklich. „Es ist der Schatten, den das Licht hervorbringt und der im direkten Licht stirbt!“

Der mächtige Zauberer schimpfte böse los, konnte aber sein Versprechen nicht mehr zurücknehmen. Er hob die Hand und rief einen Blitz herbei, aus dem Perrin schließlich hervortrat. „Hier hast du deinen Sohn, Frau!“

Die Mutter schloss ihren Sohn freudig in die Arme und beide weinten vor Glück. Mandragor spie aus: „Bitte, dann geht schon heim! Ich bin sowieso lieber allein!“

Beide sahen den Zauberer überrascht an, denn er hatte fast traurig geklungen. Die Mutter blickte zu Perrin, dieser überlegte… „Wenn du es willst!“, nickte die Mutter ihrem Sohn zu und strich ihm übers Haar. „Du bist ein guter Junge!“ Perrin räusperte sich. „Also eigentlich würde ich gerne bleiben!“, sagte er mit fester Stimme. „Aber nur, wenn ich dafür einen Lohn bekomme, den ich meiner Mutter schicken kann, damit sie nicht erfriert oder Hunger leidet!“ Seine Mutter nickte. „Und wenn Perrin jeden siebten Tag zu mir nach Hause kommen darf!“

Verwirrt blinzelte der Zauberer auf Perrin und seine Mutter hinab. „Bist du sicher?“, fragte er nach. „Warum möchtest du denn nun bleiben?“ Er konnte sich keinen Grund vorstellen.

Perrin grinste. „Ganz einfach: Ihr habt Bitte gesagt!“

Mandragor wollte schon lospoltern, dass sie ihn falsch verstanden hätten, denn ein mächtiger Magier wie er flehte oder bettelte nicht. Doch dann heilt er inne – er war nicht mehr allein und hatte nun einen fleißigen Lehrling in seinem Turm. Dafür war das Wörtchen Bitte kein schlechter Tausch.

Die Mutter verabschiedete sich schließlich von Perrin und alle drei waren zufrieden.

 

Und die Moral von der Geschicht:

Ein kleines „Bitte“ schadet nicht!

 

 

Ein Märchen von Yannis Vemmer, 5b